„Digitaler Wandel-Bedrohung oder Chance“, der vierte „Salon Kärnten“ der Initiative Kärnten in Wien machte deutlich, dass das Thema Digitalisierung und damit Arbeit 4.0 extrem polarisiert: Einerseits wird medial das Bild vermittelt, dass viel neue Arbeitsplätze geschaffen werden, andererseits aber auch, dass viele verloren gehen werden. Daraus ergaben sich viele Fragen, denen sich die Podiumsgäste Monika Kircher (Ex- Infineon Vorstandschefin), Dr. Maximilian Nimmervoll (GF Diamir Holding) und das Team von Meisterwork mit dem GF Georg Kitz stellten.

Monika Kircher:

Digitalisierung bedeutet einen Kulturwandel, ein neues Bewusstsein von Unternehmensleistungen, wobei auch die Führungsetage extrem betroffen ist. Führen in digitalen Zeiten heißt: Diversität zu fördern, in Netzwerken zu arbeiten, offene Systeme zu managen, andere Methoden der Personalführung zu berücksichtigen, Hierarchien abzubauen, auch junge Führungskräfte zu bestellen, neue Arbeitsmodelle zu erproben und Weiterbildung als zentrales Element zu forcieren. Gefragt ist der Mut zur Veränderung, mehr offene Kooperation, eine rasche berufliche Neuorientierung. Wir investieren derzeit wir viel zu viel Zeit in den Erhalt des Status Quo, es fehlt an zukunftsorientierter Dynamik. Schon in naher Zukunft wird es viele Unternehmen nicht mehr geben, denn es fehlt an Strategien, wie der Wandel bewältigt werden soll. Eine Chance sind neue Geschäftsmodelle, Fitnessprogramme für die Zukunft, Business Cases müssen entwickelt werden.

Dr. Maximilian Nimmervoll:

Der Informatik wird in Zukunft eine Schlüsselfunktion zukommen; Programmierer, Datenexperten und Softwareentwickler werden dringend benötigt. Diese Umbrüche in der Arbeitswelt erfordern gravierende Änderungen in der Bildungspolitik, eine deutliche Schwerpunktsetzung hin zu IT Fachkräfteausbildung, v.a. zum Softwareentwicklungsbereich.

Die Lehrpläne der Schulen müssen eine starke Technikaffinität ausweisen, sonst kann digitales Denken nicht vermittelt werden. Viele Unternehmen haben Initiative ergriffen und bilden ihre Mitarbeiter selber aus.

Kärnten ist am Scheideweg: Entweder es wird rasch investiert und auf jene Bereiche fokussiert, die eine positive Perspektive möglich machen, oder wir verlieren den Anschluss an eine sich rapide verändernde Arbeitswelt. Der Arbeitsort ist zweitrangig, wichtig ist rasches Internet und ein inspirierendes Umfeld.

Georg Kitz:

Das Meisterwork Team beweist, dass sich ein innovatives Jungunternehmen von Kärnten aus erfolgreich am Markt etablieren kann und die Vorteile und Chancen der Digitalisierung nutzen kann. In Kärnten besteht jedoch das Problem der zu geringen Bündelung aller im Land vorhandenen Kräfte z. B. durch die verstreute Ansiedelung der Fachhochschulen. Dadurch geht viel an inspirierendem Potenzial verloren, das Wichtigste sind die Kontakte, das „Sich-Austauschen“, denn viele Neugründungen sind Seilschaften aus der Uni–Zeit.

Leider überragen strukturell-organisatorische Fragen im Bildungsbereich eine rasche Fokussierung auf die zentralen Anliegen einer Berufsausbildung 4.0. Eine wesentliche Frage ist auch: Gibt es genügend LehrerInnen, die diese neuen Kompetenzen vermitteln können?


Abschließend konnten unter der Moderation von Uwe Sommersguter auch die Chancen, Vorteile und Herausforderungen einer Rückkehr nach Kärnten diskutiert werden. Das Meisterwork Team besteht aus 3 technologiebegeisterten Kärntnern und einem weit gereisten Iren (Hr. Darran Morris), die es nach nationalen und internationalen Stationen außerhalb Kärntens wieder zurück in die Heimat verschlagen hat. Solche und ähnliche Beispiele bringen Hoffnung in unser Land.

Nun ist rasches und konsequentes Handeln erforderlich, ein Weckruf an alle, die Verantwortung übernehmen wollen, wenn nicht die Zukunft verspielt werden soll!